Valérie Bayol Puppenmacherin in Hamburg Sankt Georg


Abseits der Langen Reihe gibt es in St. Georg immer wieder kleine Perlen zu entdecken. Eine davon ist das Atelier Figurart in der Danziger Straße 40.

Das Atelier gegenüber vom Spielplatz haben vor allem die Kinder schnell entdeckt, als es von Valérie Bayol 2011 eröffnet wurde. Die St. Georger Puppen- und Figurenmacherin, gebürtig aus Südfrankreich, hat es vor über 20 Jahren nach Hamburg verschlagen. Nicht nur deshalb spricht sie fabelhaftes Deutsch mit einem supersympathischen kleinen französischen Akzent: nach einem Germanistikstudium hat sie als Fremdsprachenkorrespondentin in Berlin gearbeitet, bevor sie der Liebe wegen nach Hamburg kam.

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Werkstattbesuch bei Valérie Bayol von Gabriele Koppel


Eine Französin, die ausgerechnet von deutscher Mode in unser Land gelockt wird – man glaubt es kaum! Aber tatsächlich hat sie sich als Austauschschülerin in den damals hierzulande beliebten Schlabber-Öko-Look verliebt. Später kamen dann auch tragfähige soziale Beziehungen und irgendwann auch die echte Liebe hinzu, und so ist sie geblieben: Valérie Bayol aus der Danziger Straße 40, hinter deren Schaufenster aufmerksame Passanten große, ausdrucksstarke Figuren entdecken können.

Begonnen hat alles mit einem kleinen Theater, das sie für ihren Sohn bastelte und mit den Theaterfiguren, die auf der Bühne agieren sollten. Inspirieren ließ sie sich von der Burgundermode des Mittelalters, diesen langen Gewändern und verrückten Stoff-Hörnern, die die adligen Damen auf dem Kopf trugen. Im Laufe der Jahre feilte Valérie ihre Technik aus und entwickelte ihre Kunst weiter.

Die Köpfe modelliert sie aus einem „Teig“, der aus einem mit Sägespänen versetzten Papiermaché besteht. Der Weg aus ihrem Ausstellungsraum in die Werkstatt führt an großen Säcken Material vorbei an eine derbe Werkbank mit handfesten Gerätschaften, die in vielen Arbeitsschritten diese Gesichter fertigen helfen, die den Menschen- und Tierfiguren ihr ganz besonderes Aussehen verleihen. Das Problem: man muss mit dem Modellieren irgendwann aufhören und entscheiden, dass der Kopf fertig ist. Das fällt Valérie verdammt schwer, ebenso wie „böse Mundwinkel“ zum Beispiel bei den Hexen. „Tiere sind einfacher zu machen, da habe ich mehr Freiheiten und kann sie irgendwann auch leichter aus der Hand legen“, sagt sie.

Ja, das mit dem sich-trennen sei überhaupt so eine Sache… „Hand aufs Herz, Valérie, sind Sie sicher, dass Sie Ihre Puppen wirklich verkaufen wollen?“ Die Antwort kommt schnell, wenn auch mit einem gewissen Unterton: „Die Figuren ziehen alle möglichen Leute an, ob reich oder arm, Frau oder Mann, Kinder oder Erwachsene. Auch die Kundschaft ist sehr unterschiedlich. Da kommen Künstler und Lehrer, Kaufleute und Psychologen… natürlich frage ich nicht immer nach dem Beruf, aber diese Vielfalt ist toll. Dennoch – der Verkauf ist immer ein Abschied, und der fällt mir nicht leicht.“

Aber es sei interessant zu beobachten, was die Menschen in ihren Werken sehen. „Manche betrachten sie als Skulpturen, andere als Spielfiguren. Ich habe ja sehr unterschiedliche Figuren. Manche mögen lieber die Tiere, andere nur die Menschen, manche sind von den Kostümen fasziniert, andere lieben mehr das Plastische, also nur die Skulptur pur, ohne Haare und Kostüm. Manche finden das natürlich auch gruselig, aber fast jeder hält vor dem Schaufenster an. Selbst die Hunde. Naja, die aus einem anderen Grund…

Dann zeigt sie, was man mit den Puppen machen kann: mit der Hand hineingreifen und sie spielend zum Leben erwecken, sie dekorativ an die Wand hängen oder auch hinstellen und auf ihren nächsten Einsatz in Bewegung warten lassen. Für den Besuch hat sie den vorderen Bereich des Ladens schön aufgeräumt, aber es lässt sich ahnen, dass es hier ganz schnell wieder nach arbeitsintensiver Kunstwerkstatt aussehen wird. Noch ein Blick in die Regale voller Stoffe, Wolle, Federn und Fell für Kleidung und Haare und dann sei Valérie wieder Platz und Zeit für die Entstehung ihrer Werke überlassen. (geschrieben von Gabriele Koppel für den lachenden Drachen 11/2014 Nr.279)

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Fotos von Ariadne Ahrens

Valérie Bayol ist eine französische Künstlerin. Sie ist 1968 in Südfrankreich geboren und in der mittelalterlichen Stadt Albi aufgewachsen. Nachdem sie in Montpellier Germanistik studiert hat, ging sie nach Berlin. Heute wohnt sie mit ihrer Familie in Hamburg. Sie arbeitet seit 2011 in ihrem Atelier in Sankt Georg.

Die Künstlerin Valérie Bayol


Abseits der Langen Reihe gibt es in St. Georg immer wieder kleine Perlen zu entdecken. Eine davon ist das Atelier Figurart in der Danziger Straße 40.

Das Atelier gegenüber vom Spielplatz haben vor allem die Kinder schnell entdeckt, als es von Valérie Bayol 2011 eröffnet wurde. Die St. Georger Puppen- und Figurenmacherin, gebürtig aus Südfrankreich, hat es vor über 20 Jahren nach Hamburg verschlagen. Nicht nur deshalb spricht sie fabelhaftes Deutsch mit einem supersympathischen kleinen französischen Akzent: nach einem Germanistikstudium hat sie als Fremdsprachenkorrespondentin in Berlin gearbeitet, bevor sie der Liebe wegen nach Hamburg kam.

Ein Marionettentheater für ihren Sohn brachte sie zum Puppenmachen. Der Sprößling ist inzwischen 17 und hat andere Hobbies, die Liebe zu den Puppen dagegen hat Valérie weiter ausgebaut. Als Autodidaktin kreiert sie inzwischen mehr als 10 Jahre Puppen und Figuren und hat einen faszinierenden eigenen Stil entwickelt. In einer unglaublichen Vielfalt blicken in ihrem Atelier Handpuppen, Marionetten und andere Figuren den Besucher an, der ein paar Stufen herab in die wunderbare Welt der Valérie tritt. Jede Menge Tierpuppen, viele Wölfe und Füchse, aber auch Löwen, Mäuse, Esel, Kamele, Katzen und Fantasiefiguren aus erträumten Königreichen und anderen Fabelwelten sind dort zu entdecken.

„Eigentlich habe ich die Handpuppen für die Kinder kreiert“, sagt die Künstlerin, „aber dann hatte ich immer mehr Kunde, die die Figur als Kunstwerke erworben haben. Dann kam die Nachfrage von den Eltern, die sich dafür begeisterten oder mit ihnen spielen wollten, Workschops zu machen.“ Die Kindern werden in diese Kunst eingeführt: der Kopf aus Pappmaché, bemalt mit Acrylfarbe, die Kleider nach eigenen Schnittmustern mit ausgewählten Stoffen genäht. Viel Spaß macht Eltern und Kindern das eigene Erstellen der Puppen, so dass Workshops zukünftig öfter stattfinden sollen. Wer Interesse hat: einfach bei Valérie melden.

Das Schaufenster in der Danziger Straße kennen inzwischen viele, die dort regelmäßig vorbeigehen. Auch als Theaterfiguren und Marionetten oder für pädagogische Zwecke werden die Figuren erworben, denn Therapeuten, Psychologen und Mediatoren verwenden sie, um damit Themen wie die gewaltfreie Kommunikation zu illustrieren. Dass die Giraffensprache die Sprache des Herzens ist und damit ein Symbol für lebendige Kommunikation – das habe ich auch noch nicht gewusst. Ebenfalls gehören Schulen zu den Kunden, die Puppen für Spiele und Theater kaufen. Die Schönheit und Besonderheit der Figuren macht sie auch als Kunststücke begehrt, so dass Valérie ausserdem Skulpturen und Büsten anfertigt.

Kunst im Schaufenster

Zu sehen sind einzelne Puppen aktuell auch in der Langen Reihe 71, im Münzladen von Holger Busse im Rahmen der Aktion „Kunst im Schaufenster“ noch bis zum 4. Oktober. Dieser winzige Vorgeschmack ist jedoch nichts im Vergleich zum Wunderland des Ateliers figurart, das unbedingt einen Besuch wert ist.

Es gibt keine festen Öffnungszeiten im Atelier. Wer Valérie Bayol besuchen möchte, meldet sich einfach bei ihr oder linst in ihr Schaufenster in der Danziger Straße 40.